Europäische Weihnachtsbräuche – von Befana bis Väterchen Frost

Mittlerweile hat es den Anschein, als hätte der Weihnachtsmann das Regiment übernommen, aber bei uns bringt am 24. Dezember noch immer das Christkind die Geschenke.  Für viele war das Christkind in ihrer Vorstellung ein Mädchen, was streng genommen nicht mit dem Christkind als personifiziertes Jesukind vereinbar ist, aber auch Adventmarkt-Betreiber und Tourismus-Chefs setzen heute auf junge blonde Frauen und Mädchen in langen wallenden weißen Gewändern mit weißen Flügeln und einem flockigen „Heiligenschein“.

Ob nun Mädchen oder Junge, das Christkind – so wurde es uns von den Eltern erklärt – ist immer in unserer Nähe und weiß genau, was wir Gutes und nicht so Gutes getan haben. Es holt heimlich unsere Briefe mit den Wünschen vom Fensterbrett und es schmückt den Christbaum hinter verschlossenen Türen, bevor es uns mit dem Glöckchen zur Bescherung ruft!

Der Nikolaus, der heute nur noch auf Bestellung ins Haus kommt, zeigt sich ganz anders: bodenständig, mit weißem Rauschebart, mit einer sonoren Stimme, streng und liebevoll zugleich. Er ist kaum noch vom allgegenwärtigen Weihnachtsmann zu unterscheiden, der bereits von frühen Marketinggenies entdeckt und berühmt gemacht wurde. Ein Tipp: Der Nikolaus trägt einen Bischofshut und keine rote Zipfelmütze!

Auch wenn für uns das Christkind untrennbar mit Weihnachten verbunden ist, in Europa gibt es durchaus unterschiedliche Bräuche und es sind verschiedene Gabenbringer, die zu Weihnachten Freude bringen und Geschenke verteilen.

In Schweden bringt Santa Lucia als Lichterkönigin am 13. Dezember Licht in die Dunkelheit der Winternächte. Seit den 1970er-Jahren wird die Tradition des Lucia-Fests, eine Mischung aus dem christlichen Fest der Heiligen Lucia von Syracus und dem heidnischen Lichterbrauch zur Wintersonnenwende, in Schweden verstärkt gepflegt. Das Luciafest wird aber auch in Dänemark, in Finnland und in Norwegen gefeiert.

Traditionell kommen am Morgen des Luciatages die Kinder des Hauses zu den Eltern ans Bett, singen Lieder wie „Santa Lucia“, „Lusse Lelle“ und „Staffansvisan“ und bringen ihnen ein süßes Frühstück. An der Spitze geht beim Luciazug die Lichterkönigin Lucia, eine Krone aus brennenden Kerzen auf dem Kopf, begleitet von den „tärnor“, Mädchen mit der roten Märtyrerschleife und einer Kerze in der Hand, sowie den „stjärngossar“, Knaben mit einem Sternenhut und einem Stern.

Die heilige Lucia lebte in Syrakus auf Sizilien und starb um 304 n.Chr. als Märtyrerin. Seit dem 5. Jahrhundert ist der 13. Dezember ihr Feiertag. Der Mittwintertag, die Nacht des 13. Dezembers, galt früher als der längste des Jahres und war auch ein wichtiger Orakeltag.

Aber nicht nur Lucia ist ein wichtiger Teil europäischer Weihnachtsbräuche – auch der heilige Nikolaus, der am 6. Dezember die Kinder beschenkt, hat zum Beispiel in den Niederlanden eine stärkere Bedeutung als bei uns. Sinterklaas kommt schon Ende November mit dem Schiff aus Spanien und bringt den Kindern Geschenke, die er in die dafür aufgestellten Holzschuhe steckt. Die Kinder legen Heu und eine Karotte für das Pferd des Sinterklaas bereit. Am 5. Dezember ist der Höhepunkt der Festivitäten – für manche Niederländer wichtiger als der Heilige Abend. (Dieser Sinterklaas ist übrigens mit den Auswanderern nach Amerika gezogen und dort zum Santa Claus geworden.)

In Frankreich bringt Père Noël Geschenke. Er hat einen langen roten Mantel mit Kapuze an und trägt auf dem Rücken einen Korb mit den Präsenten. Die französischen Kinder stellen ihre Schuhe für ihn bereit, denn Père Noël kommt in der Nacht des 24. Dezember und deponiert dort seine Gaben. Am 25. Dezember können die Kinder dann ihre Geschenke auspacken.

Der 25. Dezember ist der wichtigste Tag im Jahr für Kinder in England, denn dann feiern sie das Weihnachtsfest. Aber auch hier ist die Zeit der Vorfreude die schönste Zeit. Man hängt seine „Stockings“ – bunte Socken – an den Kamin, hängt Mistelzweige auf, kleine Gruppen ziehen von Haus zu Haus und singen Weihnachtslieder wie „We wish You a merry Christmas“ oder „Joy to the world“. Die Geschenke bringt übrigens „Father Christmas“.

In Italien fliegt die gute Hexe Befana von Haus zu Haus und bringt am 6. Jänner Geschenke ins Haus. Vielmehr als der Christbaum steht in Italien die Krippe im Mittelpunkt der Feierlichkeiten.

In Russland und in der Ukraine wird Weihnachten auch erst im Jänner gefeiert. Statt des Weihnachtsmanns oder des Christkinds bringt Väterchen Frost die Geschenke und nach der christlich-orthodoxen Tradition, die nach der Zeit des Kommunismus wiederentdeckt wurde, feiert man das Weihnachtsfest am 7. Januar. Der „Heilige Abend“ ist für orthodoxe Christen demnach der Abend des 6. Jänner. Er trägt den Namen „Sochelnik“. Schlägt es Mitternacht, endet die strenge, vierzig Tage währende Fastenzeit.

Und in Spanien bringen am 6. Jänner die Heiligen Drei Könige die Geschenke.

Auch wenn die Traditionen und Rituale unterschiedlich sind, das Weihnachtsfest bringt ein Stück Kindheit zurück und Freude in unser Leben.

Daher: Frohe Weihnachten – für uns alle!

(Doris Zizala)