Weihnachtsbrauch Räuchern

(c) Volkskultur Niederösterreich
Heiliger Thomas - Hinterglasbild aus Sandl
Heiliger Thomas, Hinterglasbild. (c) Volkskultur Niederösterreich

Am kommenden Samstag, 21. Dezember, ist die Nacht der Wintersonnenwende, der kürzeste Tag des Jahres und zugleich die erste der vier Hauptraunächte. In der evangelischen und anglikanischen Kirche, seit 1970 jedoch nicht mehr in der römisch-katholischen Kirche, ist dies der Gedenktag des Apostels Thomas.

In den meisten alpinen Regionen, beispielsweise in Tirol, beginnen mit der Wintersonnenwende die Raunächte. In anderen Breiten ist der Weihnachtstag, der 25. Dezember traditionell der Beginn dieses Brauchs, während das Ende meist der Dreikönigstag ist.

 

Raunacht – was ist das?

Heute schreibt man „Raunächte“ – vor der letzten Rechtschreibreform „Rauhnächte“. Die Herkunft des Wortes ist nicht mehr klar zurückzuverfolgen. Es könnte von Rau(h) (wild) oder von Rauch/ Räuchern kommen.

Es könnte aber auch auf das mittelhochdeutsche Wort „rûch“ für haarig zurückgehen und sich auf haarige, bockfüßige Sagengestalten beziehen, die der Überlieferung nach in den Nächten von der Vorweihnachtszeit bis Neujahr ihr Unwesen treiben. Damit ist auch schnell klar, dass die Raunächte eher aus dem Volksglauben kommen und keine christlichen Feiertage sind.

Trotzdem sind sie über Generationen Teil der christlichen Tradition geworden, und das ist gar nicht so ungewöhnlich, denn traditionell war Weihnachten immer die Zeit, in der sich Rituale rund um christliche Bräuche entwickelt haben, die besonderen Naturereignissen einen christlichen Sinn zuschrieben, und der kürzeste Tag des Jahres ist mit Sicherheit ein solches.

Weihrauchgefäß (c) Volkskultur Niederösterreich

Vor oder zwischen den Feiertagen?

Während man das Räuchern um die Wintersonnwende, also bereits vor dem Weihnachtsfest, mit dem kirchlichen Brauch um den Thomastag verbindet, geht die Zeit des Räucherns zwischen den Feiertagen ursprünglich auf die Kelten zurück. Während das Mondjahr nur 354 Tage hat, hat das Sonnenjahr 365.

Die fehlenden 11 Tage beziehungsweise zwölf Nächte wurden von den Kelten als „tote“ Tage außerhalb der Zeit eingeschoben und der Zeitunterschied damit ausgeglichen. Von solchen Tagen wird im keltischen Brauchleben oft angenommen, dass die Gesetze der Natur aufgehoben seien, und so räucherte man die Stuben aus, um böse Geister zu vertreiben.

Auch hier zeigt sich eine Parallele zum christlichen Glauben, denn im Übergang zum neuen Jahr hat man früher vielerorts zur Segnung und zur Vermeidung von Unglück im Beisein eines Geistlichen Stall und Wohnung mit Weihrauch ausgeräuchert. Die Raunacht könnte sich demnach wohl auch von der katholischen Praxis des Ausräucherns ableiten.

Räuchermännchen
Räuchermännchen (c) Volkskultur Niederösterreich

 

Kirchliche oder weltliche Tradition?

Egal ob man das „Räuchern“ nun als spirituelle Tradition oder als freudespendenden Brauch zwischen den Feiertagen sieht, es sorgt in jedem Fall für einzigartiges Ambiente und verleiht den kalten Tagen des Winters eine wohlige Facette.

Alles zum Räuchern finden Sie hier im Geschäft Handwerk der Regionen, noch bis 23. Dezember 2024 und wieder ab 2. Jänner 2025.