Zur Freude, zum Trost und zur Erbauung
Joseph Gabler und seine geistlichen Volkslieder
Das Schloss in Spitz an der Donau ist am 6. und 7. April 2024 Schauplatz eines zweitägigen Symposiums der Volkskultur Niederösterreich. Anlass dazu gibt der 200. Geburtstag von Joseph Gabler (1824-1902), dem passionierten und unermüdlichen Sammler von geistlichen Volksliedern und Gesängen in der Diözese St. Pölten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Wie kein anderer erkannte Gabler, wie die in der Bevölkerung geschätzten und verwendeten Lieder die Frömmigkeit der Gläubigen förderten, frei nach dem Motto des Kirchenlehrers Augustinus: „Wer singt, betet doppelt.“ Neben seinen pastoralen Tätigkeiten in verschiedenen Pfarren und seinen vielfältigen Aufgaben im Bereich der Kirchenmusik in der Diözese St. Pölten fand der Pfarrer und Dechant von Waidhofen an der Ybbs Zeit, seine Sammelergebnisse – meist auf eigene Kosten – im Druck herauszugeben: Das „Katholisches Wallfahrtsbuch“ (1854), die „Marien-Rosen“ (1861), die „Neue geistliche Nachtigall“ (1884) und die „Geistlichen Volkslieder“ (1890).
Joseph Gabler ein Symposium zu seinem 200. Geburtstag zu widmen, liegt auf der Hand: Seine aufgezeichneten geistlichen Volkslieder dienen bis heute als Quelle für ein gemeinsames Singen im Kirchenraum, während der Liturgie oder bei Andachten, Wallfahrten oder Prozessionen.
Sein Name findet sich in der Ausgabe des Gotteslobs 2013 ebenso wie in Publikationen über geistliche Volkslieder. Gabler ist bis heute in Fachkreisen als unermüdlicher Mentor für den Volksgesang seiner Zeit und weit darüber hinaus bekannt. Seine Sammlungen waren wiederholt Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Das Symposium in Spitz lädt alle ein, die mehr über Joseph Gabler und seine geistlichen Volkslieder erfahren möchten. Es erzählt Geschichten aus seinem Leben:
Woher stammt er? In welche Zeit war er hineingeboren? Was bewog ihn, Priester zu werden? Woraus erwuchs seine Liebe zu den geistlichen Volksliedern? Welche Gedanken bewegten ihn? Welche Rolle spielte er in der kirchenmusikalischen Entwicklung seiner Diözese?
Im Zentrum des Symposiums steht aber Gablers Sammlung geistlicher Volkslieder. Aus allen Teilen der Diözese zusammengetragen sind die Lieder nicht nur historische Zeugen damals gelebten und gefeierten Glaubens der Bevölkerung draußen in den Dörfern und Märkten.
Sie sind zeitlos: Zahlreiche Lieder können mit wenigen Adaptierungen bis heute gesungen werden oder sind sogar noch bei so manchem Vorbeter in einer Dorfkapelle bekannt.
Gleich zwei neuen Messreihen aus der Sammlung von Joseph Gabler werden beim Gabler-Symposium in Spitz vorgestellt: Die „Weitraer Volksliedmesse“, eine Zusammenstellung von Johann Simon Kreuzpointner aus St. Pölten und die „Spitzer Gabler-Messe“ mit einer Auswahl von Claus Hamberger und Michael Koch vom Wachau-Chor Spitz.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums sind eingeladen, die Texte und Melodien aus Gablers Sammlung unter Anleitung auszuprobieren, sie auf sich wirken zu lassen und beim Festgottesdienst am Sonntag, dem 7. April 2024 gesanglich im Chor mitzuwirken, wenn geistliche Volkslieder aus Gablers Liederschatz auf dem Programm stehen. Herbert Döller, der jetzige Dechant und Stadtpfarrer von Waidhofen an der Ybbs wird die Festmesse zelebrieren. Eine Agape beschließt das Symposium.
Information und Anmeldung hier.
(Peter Gretzel)