Im Portrait: Netnakisum und Härtel-Quintett
„Wir sind Geschwister und Freunde, genau genommen lauter Menschen, die leidenschaftlich und gerne Musik machen. Und jede und jeder von uns kommt aus einer musikalischen Familie“, erzählt Dietlinde „Linde“ Härtel, die Cellistin, Bratschistin und Sängerin. Sie und ihre Schwester Marie-Theres „Resi“ gehören beiden Ensembles an.
Aber der Reihe nach. Familie Härtel, Vater Hermann, der visionäre und langjährige Leiter des Steirischen Volksliedwerks, Mutter Inge sowie deren fünf Kinder Hermann, Marie-Theres, Dietlinde, Matthias und Vinzenz kommen aus Zitoll – eine Ortschaft, die zur Gemeinde Deutschfeistritz in der Mittleren Steiermark gehört. Beide Elternteile haben ihre Leidenschaft zum Musikmachen ein Leben lang sowohl bei den Citoller Tanzgeigern als auch im Schweizerorchester ausgelebt. (Anmerkung: Das Schweizerorchester ist ein klassisches Streichorchester und hat sich vom Werksorchester der ehemaligen Papierfabrik Schweizer in Frohnleiten bis heute zu einem renommierten Klangkörper in der Region entwickelt. Es musizieren Musikschülerinnen und Musikschüler, Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer – auch ich war eine davon in den 1970/80er Jahren – und Laienmusikerinnen und -musiker.)
Die Härtel-Kinder konnten dort ebenfalls ihre Orchestererfahrungen machen. Das Orchester wiederum führte zu Familie Schwab. Angelika und Herbert Schwab, die Eltern von Claudia Schwab – eine ständig Reisende und mitunter in Irland lebend – und weiteren fünf Geschwistern, verwirklichten ihre Musikleidenschaft ebenfalls in diesem. Mutter Angelika hat eine beeindruckende Geigenklasse in der Musikschule aufgebaut. Sowohl sie als auch Herbert spielen seit Jahrzehnten Geige im Orchester.
Und jüngst trifft Johannes Bär in die Szene. Er kommt aus Andelsbuch in Vorarlberg und wurde durch die Familienmusik Bär musikalisch sozialisiert. 1987 startete Vater Rudolf mit seinen Kindern Bernhard, Astrid, Stefan, Claudia und Johannes deren Hausmusik.
Für alle drei Familien Härtel, Schwab und Bär galt und gilt: Die gelebte und auswendig praktizierte Volksmusik bildet die Basis für die musikalische Entwicklung der nächsten Generation.
„Das Musikantische ist nur bei der Tanzmusik zu inhalieren“, ist Dietlinde überzeugt. Sie und ihre Geschwister waren unzählige Male, man könnte sagen, von Geburt weg selbstverständlich im Stubenkorb mit dabei, wenn die Citoller ausrückten und bei Hochzeiten, Bällen und Geburtstagsfeiern zum Tanz aufspielten. Das prägt, keine Frage. „Zuhause lagen alle Instrumente spielbereit umher – Streich-, Zupf und Blasinstrumente, das gesamte Spektrum. Wir probierten, wann immer wir wollten, versuchten den Instrumenten Töne zu entlocken. In der Musikschule lernten wir, jeder für sich ein Hauptinstrument. Meine Mutter, die selbst Geige studierte, übte täglich und einzeln mit uns mindestens zehn Minuten lang, und zwar konsequent, fünf Tage die Woche“, erinnert sich die 39-jährige Dietlinde mit einem Hauch von Sentimentalität.
Auf die musikalische Butterseite gefallen, würde ich meinen. Wenn das Elternhaus Talente derart fördert und fordert und die eigene Motivation zum Entdecken und Üben gegeben ist, können Künstler:innen, wie die Mitglieder von Netnakisum und Härtel-Quintett reifen. Netnakisum – Musikanten, nach vor und zurück gelesen, hat sich 2004 formiert. Anfangs zu viert, wird heute zu dritt performed: Claudia Schwab, Geige, Gesang. deeLinde (Dietlinde), Cello, Gesang. Marie-Theres Härtel, Bratsche, Geige Gesang. Das Härtel-Quintett gründete sich 2021, in der Coronazeit, als reines Geschwisterensemble. Nachdem Marie-Theres am Chiemsee in Bayern lebt und Matthias in Vorarlberg, sind die Entfernungen für Proben und Auftritte zu weit. Daher hat sich das Ensemble besetzungsmäßig etwas verändert: Hermann Härtel jun., Geige, Gitarre, Bassgeige. Claudia Schwab, Geige. Vinzenz Härtel, Harmonika, Trompete. Linde (Dietlinde) Härtel, Bratsche, Cello und Johannes Bär, Tuba, Trompete.
Die Musikerinnen und Musiker bringen Tanzmusik aus der ursprünglichen Heimat und Musikdialekte aus aller Welt, sowie Eigenkompositionen auf sehr hohem Niveau auf die Bühne. Sie sind Meister ihrer Instrumente und spielen frei, so frei! „Das gibt es nur einmal, Sie werden es sehen und hören“, darf ich vorhersagen, als stolze Patentante von Linde, oder Dietlinde, oder doch deeLinde.
Dorli Draxler
Hinweis:
Freitag, 8. März 2024, 19.30 Uhr, Haus der Regionen in Krems-Stein.
Netnakisum und Härtel-Quintett (Konzert)
Empfehlung: „Es darf auch getanzt werden!“.