Christof Spörk

Christof Spörk,

als ich ihn das erste Mal sah, war er acht. Die Frohnleitner Adventspielleute – wir waren ein Musikschulensemble – durften damals beim Weihnachtskonzert im Grazer Stefaniensaal musikalisch mitwirken, genauso wie die Familienmusik Spörk aus der Weststeiermark. Durch das Programm führten literarisch das Schauspielerehepaar Ida Krottendorf (1927 – 1989) und Klausjürgen Wussow (1929 – 2007). Das Bild ist nicht aus meinem Kopf zu bringen, denn immer, wenn die Familienmusik Spörk an die Reihe kam, hob man den Stoffl – so wurde Christof liebevoll genannt – mit seiner Klarinette, wahrscheinlich eine Es-Klarinette auf einen Tisch. So konnten ihn wohl alle im Saal sehen, den Knirps in der „Knickerbocker“ (Synonym für Kniebundhose).

Familienmusik Spörk 1979, v. li. n. re.: Johanna, Katharina, Mutter Christl, Clemens, Vater Josef, Christof. Foto: privat

So begann eine Bekanntschaft, später Freundschaft und schließlich „erweiterte Verwandtschaft“ mit unserer Familie. Am engsten baute sich die Beziehung zu meinem Bruder Gerhard auf. Christof, geboren 1972 als viertes und jüngstes Kind seiner Eltern Josef und Christl Spörk wuchs in einem behüteten Umfeld auf: Der Vater war Forstmeister bei den Maltesern in Ligist, später Waldbauprofessor an der Universität für Bodenkultur in Wien, die Mutter ausgebildete Gymnasiallehrerin: die Kinder naturverbunden und musisch sehr gefördert. Gleich nach Stoffls Matura und seinem Heeresdienst als Militärmusiker begann die Karriere von Landstreich: vier Vollblutmusiker und Kopfarbeiter widmeten sich, alle mit Volksmusik aufgewachsen, dem volksmusikalischen Kabarett: Christof Spörk, Klarinette, Gesang, Text. Edith Zimmermann, Geige, Gesang. Krzysztof Dobrek, Akkordeon. Gerhard „Hati“ Draxler, Bassgeige, Gesang, mitunter Text und eine Zeit lang Leonhard Paul, Basstrompete/Posaune, Gesang.

Christof Spörk mit dem bedeutenden deutschen katholischen Theologen Karl Rahner (1904 – 1984). Foto: privat

 

Es entstanden großartige Nummern mit ebenso großartigen Texten, eingespielt auf CDs wie „Herzschrittmacher“, „Spenden Sie“, „Stau“. 2003 wurde das Ensemble für das Programm „Stau“ mit dem Kleinkunstpreis Salzburger Stier ausgezeichnet. Die Landstreich pausierte bald darauf elf Jahre lang, bevor ab 2016 zeitlich begrenzte „Wiederauferstehungstouren“ mit „Landstreich plus“ verwirklicht wurden: zu viert, Christof, Krzysztof, Gerhard und die Tanzgeigerin Johanna Kugler.

Landstreich plus. Foto: Wolfgang Hummer

 

Und dazwischen: 2002 gründete Stoffl gemeinsam mit Sebastian Fuchsberger, damals Posaunist bei Mnozil Brass, die Band Global Kryner. Spörk wollte die Oberkrainer Musik, besser gesagt, den Musikstil aus der „Kommerz-Ecke“ holen und mit neuer Interpretation die künstlerisch anspruchsvolle Faszination beweisen. Derart gewannen Global Kryner die österreichische Vorausscheidung für den Song Contest in Kiew 2005, schieden dort allerdings im Semifinale aus. 2007 gastierte die Band im Rahmen des 15. Niederösterreichischen Volksmusikfestivals aufhOHRchen in Spitz und Rossatz-Arnsdorf auf der Rollfähre. Es war ein eindrucksvolles Abendkonzert. Tausende Besucher waren zu den Donauufern gekommen, um „Jazzstandards, Beatles und Operettenarien durch die Avsenik Maschine gedreht“ zu hören. Global Kryner bestand bis 2013.

aufhOHRchen 2007. Auf der Rollfähre zwischen Spitz und Arnsdorf: Global Kryner. Foto: Helmut Lackinger

 

Global Kryner in Mexiko. Foto: z.V.g.

 

Zeitgleich begann Christof Spörks Karriere als Solist, zunächst mit seinem ersten Programm „Lieder der Berge“, es folgten die Programme „Edelschrott“ – dafür erhielt er 2014 den Kleinkunstpreis „Salzburger Stier“. Es folgten die Programme „Ebenholz“, „Am Ende des Tages“, „Kuba“ und 2022 „Dahaam“, letzteres nicht mehr solistisch, sondern zu zweit mit dem italienischen Perkussionisten und Bassisten Alberto Lovison. Ein Jahr später präsentierte er sein erstes Buch „Eiertanz“, dem das gleichnamige Bühnenstück folgte.

Christof Spörk darf als Ausnahmekünstler bezeichnet werden. Denn durch seine musikalische Sozialisierung, durch sein Musikstudium, aber vor allem durch die geisteswissenschaftliche Ausbildung, er studierte Spanisch und Politikwissenschaft – in diesem Fach promovierte er zum Thema „Musik und Politik in Kuba 1959 bis 1999“ bei Heinrich Neisser an der Universität Wien –, flankiert von Bodenhaftung und Kosmopolitismus, entwickelte er seine eigene Denkschule und die Fähigkeit, das Weltgeschehen genauso wie das Landleben seiner Herkunft zu analysieren und mit großem Sprachwitz zu karikieren. Übrigens, er ist mit einer kubanischen Pianistin und Musikwissenschafterin seit mehr als 20 Jahren verheiratet und hat vier Kinder, die, den Eltern gleich, Musik machen.

Dorli Draxler
Jänner 2025

Konzerthinweise:
Samstag, 15. Februar 2025, 19.30 Uhr, Konzertabend im Haus der Regionen.

Spörk * Fratelli Bros.
Christof Spörk, Klarinette. Hamlet Fiorilli, Tasten. Alberto Lovison, Schlagwerk.

Spörk * Fratelli Bros. Foto: Reithofer Media

Freitag, 2. Mai 2025, 19.30 Uhr, Festkonzert im Valentinum innerhalb des 30. Volkskulturfestivals aufhOHRchen in St. Valentin.
Federspiel und Landstreich plus.