Barbarazweige
Barbara zählt mit Margareta und Katharina zu den „drei heilige Madln“ und ist eine der beliebtesten Heiligen in der katholischen Kirche. Ihr Feiertag ist der 4. Dezember und dazu gibt es einen beliebten Brauch: Das Schneiden und Einwässern von Barbarazweigen. Traditionellerweise schneidet man Zweige von Kirsch-, Weichsel- und anderen Obstbäumen oder Ziersträuchern – auf jeden Fall Gehölz, das im Frühling blüht – und stellt sie in einer Vase auf die Fensterbank. Die Wärme der Stube lässt die Blüten bis Weihnachten aufblühen, denn die Blüten- bzw. Fruchtansätze für das nächste Jahr sind schon im Herbst vorhanden. Voraussetzung ist, dass es bis dahin schon einmal frostig war.
Tipp: Hatte es bis dahin noch nicht wenigstens einmal unter 0 Grad Celsius, dann legt man die Äste am besten für 24 Stunden in den Gefrierschrank oder das Gefrierfach des Kühlschranks. Dann blühen die Knospen verlässlich auf.
Legende
Bis Weihnachten erblüht, sollen die Barbarazweige Glück und Segen bringen. Eine erklärende Legende erzählt, dass sich auf dem Weg zur Hinrichtung Gefängnis ein Kirschzweig in Barbaras Kleid verfing, der bei ihrem Tod aufblühte. Barbara lebte im 3. Jahrhundert in Nikomedia (heute Izmit in Kleinasien,Türkei) und war eine sehr schöne und kluge junge Frau. Ihr Vater Dioscuros war sehr eifersüchtig und versuchte, sie von der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür gebauten Turm. Viele junge Männer aus Nikomedia hielten um ihre Hand an. Barbara jedoch wies die Verehrer zurück. Ohne das Wissen ihres Vaters nahm sie den christlichen Glauben an und entschied, als Einsiedlerin zu leben.
Als ihr Vater davon erfuhr, wurde er sehr wütend und verbot ihr das. Barbara konnte zunächst fliehen, weil sich ein Felsen für sie öffnete. Doch ein Hirte verriet sie und sie wurde aufgrund ihres Glaubens gefangengenommen und hingerichtet. Angeblich soll sie von ihrem eigenen Vater mit dem Schwert enthauptet worden sein, worauf dieser vom Blitz erschlagen wurde.
Schutzheilige
Barbara wurde schon im Mittelalter als Heilige verehrt und ist bis heute sehr populär. Sie ist die Patronin der Architekten, Bauern, Baumeister, Feuerwehrleute, Fleischhauer, Hutmacher, Köche, Schmiede Bauarbeiter, Gefangenen, Zimmerleute, Totengräber, Glockengießer und Soldaten, besonders aber der Bergleute. In Bergbaugegenden werden sogenannte Barbarasingen veranstaltet (z.B. in Mödling). Barbara wird oft vor oder mit einem Turm, mit einem Schwert, einem Kelch und einer Hostie dargestellt.
Orakel
Mancherorts glaubten junge Frauen auch an das Orakel der Barbarazweige: Blühte der Zweig bis Weihnachten auf, ging der Wunsch nach einem Ehemann im kommenden Jahr in Erfüllung. Man konnte auch die Namen der in Frage kommenden Kandidaten auf Zettel schreiben und auf verschiedene Zweige binden. Der zuerst aufblühende Zweig zeigte an, wen man schließlich heiraten würde.
In Bergbaugegenden werden Barbara-Feiern gestaltet, in Mödling zum Beispiel seit 2008 das Barbara-Singen in Erinnerung an Alexander Veigl, dem langjährigen Ehrenobmann der Volkskultur Niederösterreich. In Matzen wurden auch Barbara-Lebkuchen gebacken.(Quelle: Alle heiligen Zeiten, Helga Maria Wolf, Hrsg. Volkskultur Niederösterreich, Atzenbrugg, 2011.)
Foto: Volkskultur Niederösterreich
Bild: Hinterglasbild von Johann Pum, Sandl