Magische Melodien

Rose und Noten
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Magische Melodien verzaubern. Man kommt nicht mehr los von ihnen, man möchte sie immer wieder hören. Melodie ist nicht gleich Melodie und es gibt besondere und weniger gute. Es gibt welche, die gehen sprichwörtlich unter die Haut und es gibt die Ohrwürmer. Hubert von Goisern machte beispielsweise das allseits bekannte „Hiatamadl“ Anfang der 1990er Jahre zum Gassenhauer. Überall hörte man es, im Radio, in der Werbung, sogar als Hintergrundmusik im Supermarkt oder im Gasthaus. Die Schulkinder summten es beim Heimfahren im Bus, so manche Großmutter erinnerte sich an die Jugendzeit mit der Randnotiz: „Das haben wir ja in der Volkstanzgruppe gerne getanzt!“. Und es konnte schon vorkommen, dass der Tanzschritt mitten am Gehsteig vorgeführt wurde: „Den selbn, den oan, den Großn und den Kloan“ und dazu – wie es das Fachvokabular verlangt – der Tupftritt.

Hubert von Goisern
(c) Österreichisches Volksliedwerk

Manche Melodien fahren salopp gesagt „ein“. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang mit der Herkunftskultur. In der österreichischen Volksmusik ist es der Dur-Dreiklang, der vollkommen ist und genügt. Der Walzer „Gruß aus Bärnbach“ oder das Lied „Diandl bist stolz oder kennst mi nit“, das unter dem Titel „Nachtbesuch“ bereits 1819 in der gedruckten Volksliedersammlung von Franz Ziska und Julius Max Schottky zu finden ist. Berühmtestes Beispiel ist der Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss Sohn, uraufgeführt 1867 in einer eigenen Fassung mit dem Wiener Männer Gesang-Verein.

Selbstverständlich spielen die Interpretinnen und Interpreten eine wesentliche Rolle. Denn werden diese Glanzstücke von hervorragenden, über Jahrzehnte erfahrenen Ensembles musiziert, so bekommt das Hörvergnügen eine zusätzliche Güte. Liebeslieder oder Abschiedslieder haben meist einen geringen Tonumfang und drücken tiefes Gefühl aus. Auch in der Musik gilt: Reduktion auf das Wesentliche, darin liegen Kraft und Kunst. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich: Ich ertappe mich beim Anhören von CDs sehr oft dabei, dass ich eine Nummer wiederhole, und noch einmal und noch einmal. Bei jeder Wiederholung gewinnt das Stück und man wird beinahe süchtig darauf – egal, ob es sich um mitreißende Tanzmusik, einen im Grunde einfach geführten Ländler oder um ein zu Herzen gehendes Liebeslied geht.

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Schließlich wohnt der Magie von Melodien ein persönlicher Aspekt inne. Verbinden wir mit einem Lied oder einem Musikstück prägende und schöne Erlebnisse, haben wir durch das gemeinsame Singen und Musizieren Freundschaften fürs Leben geknüpft, so hält der Zauber lange an.

(Dorli Draxler)