Bräuche bis zum Heiligen Abend
Bräuche sind typisch für Regionen, manchmal sogar speziell nur für einzelne Orte. Bräuche sind aber auch etwas, das die Menschen auf der ganzen Welt gemeinsam haben und das sie verbindet. Das Jahr, der Monat, die Woche werden strukturiert, durch Alltag und Festtag, durch bestimmte Rituale, die uns von den Eltern und Großeltern nähergebracht wurden und die wir wiederum unseren Kindern weitergeben.
Im Grunde sind Bräuche so vielfältig wie die Menschen selbst und entwickeln sich stets weiter, ohne die Beständigkeit zu verlieren. Ob alltägliche Rituale oder die Gestaltung besonderer Festtage. Wir orientieren uns dabei meist an den Gewohnheiten unserer Vorfahren. Das vermittelt uns das Gefühl der Geborgenheit und gibt uns Sicherheit, dass trotz aller Herausforderungen und Anforderungen der aktuellen Zeit, es immer noch Dinge gibt, auf die wir uns verlassen können.
Aber welche Bräuche sind eigentlich typisch für Niederösterreich? Wie wird bei uns seit jeher die Vorweihnachtszeit eingeläutet?
Der Adventkranz
Im Advent, wenn die Tage kürzer werden, wird die Sehnsucht der Menschen nach dem Vertrauten und Gewohnten immer größer. Bräuche sind dabei treue und verlässliche Wegbegleiter und einer der wichtigsten in der Vorweihnachtszeit ist der Adventkranz. In der neuen Brauchbroschüre der Volkskultur Niederösterreich und der Niederösterreichischen Nachrichten finden Sie eine Anleitung, wie Sie aus Reisig-Zweigen, Blumendraht und Kerzen Ihren eigenen Adventkranz gestalten.
Barbarazweige
Auch den Brauch der Barbarazweige kann man in der Broschüre näher kennenlernen. Dieser geht auf die Heilige Barbara zurück, die zu den 14 Nothelfern zählt. Ihr Vater Dioscuros versuchte, sie von der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür gebauten Turm.
Viele junge Männer hielten um ihre Hand an, Barbara jedoch wies die Verehrer zurück. Ohne das Wissen ihres Vaters nahm sie den christlichen Glauben an und entschied, als Einsiedlerin zu leben. Als ihr Vater davon erfuhr, enthauptete er seine Tochter wutentbrannt und wurde dafür vom Blitz erschlagen. Barbara aber wurde schon im Mittelalter als Märtyrerin und Heilige verehrt und ist bis heute sehr populär. Sie wird oft vor einem Turm, mit einem Schwert (Enthauptung), Kelch und Hostie dargestellt.
Ein beliebter Brauch am Barbara-Tag ist es, Zweige von Kirsch-, Weichsel- und anderen Obstbäumen oder Ziersträuchern zu schneiden und einzuwässern. Der Legende nach soll ein Kirschzweig, den Barbara auf ihrem Weg ins Gefängnis streifte, am Tag ihres Todes aufgeblüht sein. Am 4. Dezember eingewässerte Kirschzweige, die bis Weihnachten aufblühen, sollen Glück und Segen ins Haus bringen.
Der heilige Nikolaus
Einer der bekanntesten Heiligen ist der Heilige Nikolaus von Myra, er wurde Ende des 3. Jahrhunderts in Patara in Lykien geboren. Nikolaus soll eine ganze Reihe von Wundern gewirkt haben und ist auch Schutzpatron der Seeleute.
Vor allem ist Nikolaus ein Symbol der Verständigung und des Friedens. Er wird in der orthodoxen Ostkirche ebenso verehrt wie in der katholischen Kirche des Westens.
In unserer Brauchbroschüre ist ihm ein ausführliches Portrait gewidmet und man kann mehr über seine Legende erfahren.
Mariä Empfängnis – Der traditionelle Backtag
Backen gehört zu Weihnachten wie das Amen im Gebet, aber wussten Sie eigentlich, dass es einen traditionellen Backtag gibt? Das ist tradtionell der 8. Dezember, Mariä Empfängnis, mit vollem Namen „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Papst Clemens XI. weitete das Fest unter dem Namen „Mariä Empfängnis“ 1708 auf die gesamte katholische Kirche aus.
In Österreich wurde der Feiertag nach dem 2. Weltkrieg aufgrund einer Unterschriftenaktion mit 1,5 Millionen Unterzeichnenden wieder eingeführt. 30 Jahre später begann die Diskussion um den 8. Dezember als Einkaufstag.
Krippentraditionen in Niederösterreich
Bereits Franz von Assisi hat die Weihnachtsgeschichte mit Menschen und Tieren dargestellt, um sie „begreifbar“ zu machen, später nutzten die Jesuiten figürliche Darstellungen der Krippenszenen für volksmissionarische Zwecke.
In der Barockzeit waren die Menschen von kunstvollen Krippen begeistert. Einzug in die privaten Haushalte hielten die kleinen Weihnachtswelten aber erst im 18. Jahrhundert. Von Krippentradition in ihrer ganzen Vielfalt, von der lebenden Krippe bis zur Papierkrippe erzählt unsere Brauchbroschüre.
Geschichte des Christbaums
Ab dem 19. Jahrhundert verdrängte der Christbaum die Krippe aus ihrer Mittelpunktfunktion beim Weihnachtsfest. Der Christbaum, wie wir ihn kennen, ist noch keine 400 Jahre alt.
Den Brauch jedoch, die düstere Winterzeit mit grünen Pflanzen als Hoffnung auf neues Leben und Kerzen als Hoffnung auf neues Licht zu schmücken, gibt es schon lange. Im mittelalterlichen Deutschland brachten die Menschen je nach Landschaft Eibe, Stechpalme, Wacholder, Mistel, Buchs, Tanne und Fichte in der dunklen Jahreszeit ins Haus.
Im 18. Jahrhundert wurde der Tannenbaum häufiger. 1814 stellte Fanny von Arnstein in Wien einen ersten Christbaum auf. Allgemein verbreitete sich der Brauch aber erst, als Henriette von Nassau-Weilburg, die Gemahlin des Erzherzogs Karl, im Jahre 1816 das Weihnachtsfest mit einem kerzengeschmückten Baum feierte.
Den Tannenbaum konnten sich zuerst nur Begüterte als Christbaum leisten. Tannenbäume waren in unseren Breiten auch nicht so zahlreich vorhanden. Die niederösterreichische Landesregierung musste 1825 sogar ein Verbot aussprechen, Tannenbäume als Christbaum oder für Kirchenfeste, Fronleichnamsprozessionen oder Ähnliches zu schlagen. Erst, als ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermehrt Tannen- und Fichtenwälder angelegt wurden, konnte der Bedarf an Christbäumen gedeckt werden. Mittlerweile stehen in Österreich 2,78 Millionen Christbäume in den Wohnungen. 85 % der angebotenen Bäume stammen erfreulicherweise aus heimischen Wäldern. Von diesen kommt der Großteil wiederum aus Niederösterreich, das auch den Wiener Markt beliefert.
Soweit ein kleiner Vorgeschmack. Wenn Sie nun Lust bekommen haben, tiefer in die Welt der Bräuche einzutauchen, holen Sie sich im Haus der Regionen die Brauchbroschüre der Volkskultur Niederösterreich und der NÖN oder bestellen Sie sie unter office@volkskulturnoe.at oder telefonisch unter 02732 85015.