Steirische, Ziach oder Quetschn

Steirische, Ziach oder Quetschn,

lauter Synonyme für die Diatonische Knopfharmonika. Sie ist jedenfalls ein sehr interessantes und sehr beliebtes Volkmusikinstrument. Eigentlich lässt sich Volksmusik mit jedem Instrument spielen, dass die Steirische jedoch protegiert zum Zug kommt, hat sehr praktische Gründe – zum einen ist sie handsam, sowohl für den Transport als auch für den Einsatz: aus dem Koffer rasch ausgepackt, umgeschnallt und „auf geht´s“, zum anderen vereint das Instrument ein ganzes Orchester in sich. Es eignet sich fantastisch als Soloinstrument und braucht weder Begleitung noch Bass. Vereinfacht dargestellt werden nämlich mit der rechten Hand auf der Diskantseite die Melodieknöpfe, mit der linken auf der Bassseite die Bass- und Begleitknöpfe bedient.

Die Diatonische Knopfharmonika ist also ein Kunstwerk an sich, das Musizieren damit erfordert geradeso Talent und Können. Einer der außergewöhnlichen Meister seines Instruments kommt interessanterweise aus Wien: Hans Schröpfer.

Übrigens: In Wien wurde auch das erste Akkordeoninstrument – die Knopfharmonika zählt instrumentenkundlich zu den Akkordeoninstrumenten – gebaut. 1829 wurde von Cyrill Demian ein Patent unter der Bezeichnung „Accordion“ angemeldet. So gilt er als Erfinder des Akkordeons.

Akkordeoninstrumente sind Handzuginstrumente und gehören zu den Aeorphonen (Luftklingern). Die Tongebung beruht auf dem Prinzip der durchschlagenden Metallzungen, die im Inneren des Instruments durch die vorbeiströmende Luft in Schwingung versetzt werden.

 

Akkordeoninstrumente

Die Diatonische Knopfharmonika (kurz „Steirische“) hat in den vergangenen Jahrzehnten an Beliebtheit gewonnen. Vor allem als Soloinstrument, im Duo, im Ensemble ist sie für die gelebte Volksmusik unverzichtbar. Mittlerweile gibt es an einigen Musikuniversitäten, beispielsweise am Mozarteum in Salzburg, ein Bachelorstudium für die Diatonische Knopfharmonika. Mit dem erfolgreichen Abschluss wird die Lehrbefähigung an österreichischen Musikschulen erteilt.

Doch gerade im Bereich der typischen Volksmusikinstrumente finden sich zahlreiche und hervorragende Autodidakten ein, die dem Prinzip des eigenständigen Lernens im Selbststudium, und zwar durch beobachten, zuhören, nachahmen, ausprobieren, etc., folgen –  stets motiviert durch bemerkenswertes Interesse.

Hans Schröpfer kam schon recht jung durch seine Eltern, die leidenschaftliche Volkstänzer waren, mit der Volkstanzmusik von Ernst Spirk in Kontakt. Die „Steirische“ faszinierte ihn, und so wurde auf ein erstes Instrument gespart: eine dreireihige Diatonische Harmonika, gestimmt in den Tonarten C, F, und B. Damals war er 15 Jahre alt: sein erstes Stück, die „Ennstaler Polka“ – sozusagen naheliegend.

Ennstaler Polka

 

Und nun begann die Auseinandersetzung, auch Begegnung mit herausragenden Harmonikaspielern wie mit dem genannten Niederösterreicher Ernst Spirk, dem Tiroler Franz Posch oder dem Salzburger Andi Salchegger. Das eigene Repertoire wurde aufgebaut und später kamen die eigenen „Stückln“ dazu. Viele davon mit wienerischem Anklang. Gerne musiziert werden u. a. der Walzer Rosenblüten oder der Liesinger Brautwalzer. Gleichzeitig befasste sich Hans Schröpfer intensiv mit dem Instrumentenbau, mit den Hölzern, die verarbeitet werden, mit der Weiterentwicklung von der Diatonik zur Chromatik, was neue Möglichkeiten für Arrangements ermöglichte. „Dieser Prozess läuft seit 30 Jahren und ist reizvoll wie am Beginn!“, sagt der Meister selbst.
Denn Hans Schröpfer eignete sich einen außergewöhnlichen und künstlerisch einmaligen Personalstil an. Ein so hohes musikalisches Niveau „musikantisch“ zu vermitteln, vermögen wenige.

Nicht nur solistisch, sondern auch im Ensemble ist „Hans“ begehrt. Begonnen hat es in den 1990er-Jahren mit der Erdberger Geigenmusi (zwei Geigen, Steirische, Harfe, Hackbrett, Gitarre/Hölzernes G´lachter, Bassgeige), es folgten die Seggauer Tanzlmusi (Steirische, Hackbrett, Gitarre, Bassgeige), Quecksilber (Steirische, Gitarre), Ö-Streich (Chromatische Steirische, Geige, Harfe, Fagott), Goldmuskateller & Lagrein (Steirische, Harfe), sowie freie Besetzungen mit Freunden.

Hans Schröpfer, geboren 1970, im Hauptberuf Umweltgutachter, lebt in Breitenfurt bei Wien, ist mit einer Südtirolerin verheiratet und hat drei musikalische Kinder. Seit 2006 unterrichtet er im Rahmen des Volksmusikpraktikums am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zwei Stunden wöchentlich. Einfach Musik machen, so lautet sein Credo.

Chromatische Steirische

 

Jüngste Errungenschaft ist eine „Chromatische Steirische“, ein neues Instrument, das Hans Schröpfer gemeinsam mit dem südsteirischen Harmonikabauer Hermann Jamnik entwickelt hat und am 22. November 2024 um 19.30 Uhr im Rahmen des Volksmusikkonzerts „Hans Schröpfer und Freunde“ im Haus der Regionen in Krems-Stein präsentiert wird.

Dorli Draxler
November 2024